Bestandsaufnahme im baskischen Friedensprozess – ein Interview mit Brian Currin
BRIAN CURRIN, Facilitator, Mitglied der internationalen Kontaktgruppe, die Konfliktlösung und Normalisierung im Baskenland unterstützt:
Der südafrikanische Anwalt Brian Currin (Südafrika, 1950) ist eine der erfahrensten Persönlichkeiten im Bereich der internationalen Mediation von Konflikten. Kultiviert, gebildet, dem Intellekt verpflichtet und immer bestens ausgewiesen hat dieser Afrikaner sich in tausend Schlachten auf allen Kontinenten, im Umgang mit verschiedensten Kulturen und Mentalitäten, um den Übergang vom Krieg zum Frieden abgerackert. Er hat mit Nelson Mandela gearbeitet und war am Zustandekommen der Kommission für Wahrheit und Versöhnung in Südafrika beteiligt. Als Teil einer Doppelspitze leitete er die Kommission zur Überprüfung der Gefängnisstrafen, die in Nordirland über die Freilassung der konfliktbezogenen Gefangenen entschied. Er unterstützt Konfliktlösung im Baskenland seit 2009. (Foto: Argazki Press)
Mit GARA redet er über die Lage des baskischen Prozesses, Schwierigkeiten und Fallstricke, Aufgaben und Prognosen. All das aus einem politischen Blickwinkel, in den er immer wieder Persönliches und innere Überzeugungen einfließen lässt (GARA, 15. März 2015, Brian Currin im Interview mit Mikel Zubimendi, in deutscher Übersetzung)
Dreieinhalb Jahre sind vergangen seit der Aiete-Konferenz (1). Wie erklären Sie sich, dass es seither so wenige Fortschritte gab? In anderen Worten: Ist die Flasche aus Ihrer Sicht halb leer oder halb voll?
Ich neige immer dazu, die Flasche als halb voll zu betrachten. Es ist richtig, was staatliche Politik anbelangt, ist wenig geschehen. Die Regierungen haben unternommen was sie konnten, um Fortschritte unmöglich zu machen. Sowohl die spanische wie auch die französische Regierung hätten viel mehr machen können. Auf der anderen Seite hat sich in der baskischen Zivilgesellschaft viel getan, ganz allgemein betrachtet. In der Gesellschaft haben sich Haltungen verändert, es gibt mehr gegenseitigen Respekt. Ich denke, im Bereich der Basisarbeit gab es interessante Fortschritte, zum Beispiel, was das Thema der Opfer betrifft. All das muss sich noch konsolidieren. …