In der Überzeugung, dass es möglich ist, im Baskenland mehr als 50 Jahre Gewalt zu beenden und einen gerechten und dauerhaften Frieden zu erreichen, nahmen Bertie Ahern, Kofi Annan, Gerry Adams, Jonathan Powell, Gro Harlem Bruntland und Pierre Joxe am 17. Oktober 2011 an der Friedenskonferenz von Aiete in der baskischen Stadt Donostia – San Sebastian teil. Im Anschluss veröffentlichten sie die folgende „Erklärung von Aiete“, die wenig später auch von Tony Blair, Jimmy Carter und George Mitchell unterstützt wurde:
Wir sind heute ins Baskenland gekommen, weil wir glauben, dass es Zeit und auch möglich ist, den letzten bewaffneten Konflikt in Europa zu beenden.
Wir sind der Meinung, dass dies nun mit Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger, ihrer politischen Repräsentanten, sowie der Unterstützung Europas und der weiteren internationalen Gemeinschaft erreicht werden kann. Wir möchten betonen, dass wir nicht hierhergekommen sind, um etwas durchzusetzen oder mit dem Anspruch, wir hätten das Recht oder die Autorität, den Bürgern dieses Landes, den wichtigen Akteuren und politischen Repräsentanten vorzuschreiben, was sie zu tun haben.
Stattdessen sind wir in guter Absicht hierhergekommen, in der Hoffnung, Ideen zur Lösung langer Konflikte aus unserer eigenen Erfahrung einzubringen, weil unsere eigenen Gesellschaften und Bürger betroffen waren und wir auch bei anderen einen Beitrag zur Lösung leisten konnten.
Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass es nie einfach ist, Gewalt und Konflikt zu beenden und einen dauerhaften Frieden zu erreichen. Es braucht Mut, die Bereitschaft, Risiken einzugehen, echte Verpflichtung, Großzügigkeit und staatsmännisches Handeln.
Frieden kommt, wenn die Stärke der Versöhnung die Gewohnheiten des Hasses überwiegt; wenn die Möglichkeiten der Gegenwart und der Zukunft unendlich größer sind als die Verbitterung der Vergangenheit.
Wir wissen auch aus eigener Erfahrung, dass eine echte Möglichkeit, den Frieden zu erreichen, genutzt werden muss. Die nachdrückliche Forderung der Bürger dieses Landes und ihrer politischen Repräsentanten, diesen Konflikt durch Dialog, Demokratie und völligen Gewaltverzicht zu lösen, hat diese Möglichkeit geschaffen.
Aus diesen Gründen glauben wir, dass es heute möglich ist, mehr als 50 Jahre Gewalt zu beenden und einen gerechten und dauerhaften Frieden zu erreichen.
In diesem Sinne:
- Wir fordern ETA zu einer öffentlichen Erklärung auf, in der sie definitiv das Ende aller bewaffneten Aktionen bekannt gibt und in der sie die spanische und die französische Regierung zu Gesprächen auffordert, die ausschließlich die Konsequenzen des Konflikts betreffen.
- Wir bitten die Regierungen von Spanien und Frankreich dringend, eine solche Erklärung zu begrüßen und Gesprächen zuzustimmen, die ausschließlich die Konsequenzen des Konflikts betreffen.
- Wir mahnen größere Schritte an, um Versöhnung zu fördern, alle Opfer anzuerkennen, sie zu entschädigen und ihnen zu helfen, das Leid anzuerkennen, das ihnen angetan wurde und zu versuchen, persönliche und soziale Wunden zu heilen.
- Aus unserer Erfahrung der Konfliktlösung sind es oft weitere Themen, die helfen können, das Ziel eines dauerhaften Friedens zu erreichen, wenn man sie adressiert. Wir schlagen vor, dass sich gewaltlose Akteure und politische Repräsentanten treffen und in Abstimmung mit der Bevölkerung politische und verwandte Themen diskutieren, die zu einer neuen Ära ohne Konflikt beitragen können. Aus unserer Erfahrung hilft einem solchen Dialog die Anwesenheit Dritter als Beobachter oder Moderatoren. Es könnte auch eine Unterstützung durch internationale Moderatoren geben, wenn die Teilnehmer dies wünschen.
- Wir(*) sind bereit, ein Komitee zu gründen, das diese Empfehlungen weiterverfolgt.
Donostia-San Sebastian
17. Oktober 2011
Bertie Ahern, Kofi Annan, Gerry Adams, Jonathan Powell, Gro Harlem Bruntland, Pierre Joxe
(*) Die Bereitschaft zur Gründung eines Komitees wurde von den Erstunterzeichnern ausgedrückt. Er trifft auf die späteren Unterzeichner jedoch nicht zu.